Immer weniger Auto, immer mehr Nahverkehr: Die junge Generation sucht die Mobilitätswende, wohl auch aus Gründen des Klimaschutzes. Bedeutet das den bevorstehenden Untergang der Automobilindustrie, wir wir sie kennen?
Was wollen junge Menschen?
Dass junge Menschen mehr und mehr den öffentlichen Personennahverkehr und immer weniger das Auto nutzen, ist ein Trend, der sich schon seit etlichen Jahren abzeichnet. Aber er hat vielseitige Gründe. Es ist nicht allein das Umweltbewusstsein, das ausschlaggebend für den Mobilitätstrend ist. Es hat auch etwas mit sich verändernden Erwerbsbiografien zu tun: Laut dem digitalen Finanzportal Joonko verzichten viele junge Menschen deutlich länger auf das erste eigene Auto und sogar auf den Führerschein als noch vor einigen Jahren. Immer mehr Schulabgänger entscheiden sich für ein Studium und damit gegen eine baldige finanzielle Unabhängigkeit.
Für eine deutlich längere Zeit haben sie dann damit zu tun, ihre Miete zu zahlen – und wollen bzw. können an ein eigenes Auto oder den Führerschein zunächst nicht denken. Das sind handfeste ökonomische Gründe, die für die Trendwende bei der Mobilität verantwortlich sind. Natürlich dürfte aber auch das wachsende Bewusstsein für den Klimawandel in der jungen Generation zu einem erheblichen Teil für die vermehrte Nutzung des ÖPNV und den Verzicht auf motorisierte Fortbewegungsmittel verantwortlich sein. Junge Menschen beobachten den globalen Temperaturanstieg und die nur geringfügig zurückgehenden CO2-Emmissionen mit Sorge. Sie wollen nicht dazu beitragen, diesen Trend buchstäblich weiter anzuheizen.
Dadurch verzichten sie häufiger auf das Auto und versuchen so oft es geht die Bahn, den Bus oder das Fahrrad zu nutzen. Dabei spielt aber auch immer eine Rolle, wie gut das jeweilige ÖPNV-Netz ausgebaut ist. In den Großstädten steigt die Nutzung des Nahverkehrs konstant. Im ländlichen Raum hingegen, wo man auf den nächsten Bus nicht selten lange warten muss, entscheiden sich mehr Menschen auch in jungen Jahren für ein Auto.
Wird das Auto bald verschwinden?
Es gibt derzeit keinen Grund zur Annahme, dass reguläre Kraftfahrzeuge bald aus unseren Straßen verschwinden werden. Tatsächlich lässt sich bislang auch nur ein Verzögerungseffekt beobachten: Junge Menschen nutzen länger den ÖPNV – bis sie zum ersten Mal ein stabiles Einkommen vorweisen können und sich dann womöglich doch ein Auto kaufen. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass das Verkehrsaufkommen in Zukunft deutlich weniger werden wird. Dazu tragen auch Mobilitätsmodelle wie das Carsharing bei. Der Besitz eines eigenen Autos ist schon heute nicht mehr notwendig, um regelmäßig bequem mit einem Auto fahren zu können.
Angeschafft werden müssen die Fahrzeuge freilich trotzdem. Es stellt sich nur noch die Frage, von wem. Die Automobilbranche täte gut daran, vor diesen Trends nicht die Augen zu verschließen sondern aktiv an deren Entwicklung teilzunehmen.